Hessische Unternehmerin des Jahres macht Mut zu mehr Nachhaltigkeit

2023-02-16 14:47:27 By : Ms. Doria Deng

Claudia Lässig ist mit ihrer Marke für Baby- und Kinderzubehör eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen in Hessen.

In der Elternzeit merkt Claudia Lässig, dass sie mit Kind in ihrem Job als Vorstandsassistentin bei einem großen Pharmakonzern nicht glücklich wird. „Entweder ich hätte Vollzeit gearbeitet oder wenige Stunden in einer nicht anspruchsvollen Tätigkeit“, sagt sie. „Nicht machbar“ war für sie, Familie und Beruf harmonisch unter einen Hut zu bringen. Deshalb beschließt sie, sich noch während der Elternzeit selbständig zu machen. Kurz darauf gründet sie 2006 mit zwei kleinen Kindern gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Stefan die Lässig GmbH. Die ersten Räume befinden sich im Keller des Einfamilienhauses in ihrem Heimatort Babenhausen (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Gearbeitet wird, wenn die Kinder schlafen, und viel Unterstützung kommt von der Familie, erinnert sich Lässig.

Heute ist Claudia Lässig laut Handelsblatt eine „der 50 besten Unternehmerinnen Deutschlands“. Ihr Familienbetrieb hat 135 Angestellte, erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 45 Millionen Euro und verkauft Wickeltaschen, Baby- und Kinderkleidung und -zubehör sowie Heimtierbedarf in 55 Länder. 2019 wurde sie in den Senat der Wirtschaft berufen, im September 2022 als hessische Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Auch die Liste der Auszeichnungen für die nachhaltige Marke Lässig ist inzwischen lang. Außerdem hat Lässig ein Buch herausgegeben, das Frauen Mut machen will, sich selbständig zu machen.

An diesem Donnerstag ist die 57-Jährige gemeinsam mit Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir (Grüne) zu Gast bei einer Podiumsdiskussion der Industrie- und Handelskammer in Darmstadt. Dabei wird es darum gehen, was die Politik tun kann, damit Unternehmen nachhaltiger wirtschaften können.

Darüber kann Lässig einiges erzählen, denn eines ihrer Hauptanliegen ist es, als Firma nachhaltig zu sein. Dazu gehöre nicht nur CO2-neutral durch den Kauf von Zertifikaten zu werden oder Emissionen durch Ökostrom einzusparen, sondern auch in der Produktion auf das Material zu achten, langlebige Ware herzustellen und Mensch- und Umweltschutz an erste Stelle zu setzen. Wohlfühlen sollen sich laut Lässig nicht nur die Kund:innen, für die man jederzeit ansprechbar sei, sondern auch die Mitarbeiter. 75 Prozent von ihnen sind weiblich, eine Vielzahl arbeite in verschiedenen Teilzeitmodellen, etwa die Hälfte im Homeoffice. Wichtige Positionen werden von zwei Kräften besetzt. Für das Unternehmen sei das ein Gewinn, sagt Lässig.

„Schön, dass du da bist“, steht an der Eingangstür des Verwaltungsgebäudes. Drinnen herrscht ein freundlicher Umgangston, man duzt sich. Gerade sind Lieferanten aus China zu Gast. „Es sind fast schon Freunde“, sagt Lässig. Dass ihr Unternehmen auch in einem kleinen Werk in China produzieren lässt, sehen manche kritisch. Sie sei jedoch selbst vor Ort gewesen, habe sich über die Produktionsbedingungen informiert, jemanden gesucht, der die gleichen Werte habe. Ihre Wahl sei auf diese Fabrik gefallen, weil sie damals als eine der ersten recyceltes Polyester verwendet habe. Leder habe aus Tierschutzgründen nicht zur Debatte gestanden.

Außerdem habe ihr erstes Produkt, eine Wickeltasche, aus vielen Einzelteilen bestanden, die man hätte importieren müssen. Inzwischen wird für Lässig in Indien auch Bio-Baumwolle angebaut. Über eine Kooperation mit Raddis Cotton wird dortigen Betrieben der Umstieg auf Ökolandbau ermöglicht. Für Lässig bedeutet dies zwar ein Risiko, da das Geld im Voraus fließt, den Bauern gibt es Sicherheit, den Umstieg zu wagen. Dies ist nur ein Beispiel, wie Lässig mehr Nachhaltigkeit in die Welt bringen will. Investiert werde auch in hiesige Hilfsprojekte, etwa von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. „Wir sind noch nicht perfekt, aber 80 Prozent sind besser als Null“, sagt Lässig.

Oft habe sie gedacht, „das schaffe ich nicht“. Auch die Frage, was Nachhaltigkeit überhaupt bedeute, habe man erst gemeinsam mit einer Darmstädter Nachhaltigkeitsagentur erarbeitet und justiere ständig nach. Genauso wie permanent die Qualität der Artikel geprüft werde. All dies koste Geld, was die Produkte teurer mache, räumt Lässig ein. Doch müsste nicht auch die Umweltschädlichkeit von Billigprodukten eingepreist werden, fragt Lässig.

Infos: https://www.laessig-fashion.de