Kampf gegen die Hunde-Mafia: Herscheider Autor macht auf Tiermorde aufmerksam

2023-02-16 15:47:15 By : Mr. meituo zhi

Marta und Coco schnüffeln neugierig an der Kameratasche. Weil sie keine Leckerli entdecken, machen es sich die Hunde auf dem Boden bequem und lauschen den Worten ihrer Besitzerin: Brigitte Brühl erzählt aus dem Herkunftsland der beiden Vierbeiner, Rumänien, und von den Machenschaften der dort tätigen Hunde-Mafia.

Herscheid - „Ein Hundeleben hat da keinen Stellenwert“, sagt die Herscheiderin, die in mehreren Tierschutzorganisationen aktiv ist und in Rumänien 14 Pflegehunde unterstützt. Bereits mehrfach hat sie in Herscheid Spenden gesammelt und Basare durchgeführt. Die Erlöse kommen den notleidenden Tieren zugute; in den wenigen privatgeführten Tierheimen werden misshandelte oder verwahrloste Hunde gepflegt. Doch angesichts der Vielzahl an Straßenhunden, die Hunger leiden oder vergrault werden, gleicht das einem Kampf gegen Windmühlen.

Die Bilder, die Brigitte Brühl von ihren befreundeten Tierschützern aus Rumänien zeigt, sind bedrückend. Sie zeigen abgemagerte und zum Teil schwer verletzte Hunde. Dieses Leid zu ertragen, falle ihr nicht leicht, begründet die Herscheiderin ihren aufopferungsvollen Einsatz für das Tierwohl.

Bei diesem erhält sie unverhofft Unterstützung aus der Herscheider Nachbarschaft: Mario Demmer-Benedetti ist selbst Katzen- und Hundebesitzer und wurde nach eigener Aussage durch das Engagement von Brigitte Brühl „mit der Nase auf dieses Thema gestupst.“ Der 55-Jährige, der als freier Texter und Autor tätig ist, arbeitete sich in die Materie ein – und stieß rasch auf Tatsachenberichte im Internet.

In vielen Ostblockländern floriere das „Geschäftsmodell Hund“: Demmer-Benedetti erzählt von Fängern, die pro erbeutetem Tier bis zu 50 Euro oder mehr erhalten. Weil das viel Geld für die Menschen vor Ort bedeutet, überschreiten skrupellose Personen Grenzen: „Zum Teil stehlen sie Hunde aus Heimen oder von Besitzern, die sich um ihre Tiere kümmern“, sagt der Herscheider.

Das Land Rumänien habe mit der Einführung einer Kastrationspflicht versucht, der wachsenden Population an Straßentieren Herr zu werden. Doch die Hunde-Mafia umgehe die Gesetze, wie Demmer-Benedetti berichtet: Sie fangen Tiere ein, lassen sie hungern und verwahrlosen, bis eine Kastration aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr durchführbar ist. Der letzte Ausweg ist die Tötungsstation – und für die Beseitigung kassieren die Drahtzieher dann ab.

Ein Tierschutzgesetz wie in Deutschland gebe es nicht. Hierzulande seien die Tierheime auch voll – den darin lebenden Hunden gehe es aber vergleichsweise gut. In Rumänien würden Straßenhunde absichtlich verletzt. „Da liegt fast an jeder Ecke ein toter Hund“, sagt der Herscheider und ergänzt: „In Deutschland wäre ich gerne mal für einige Stunden ein Hund – in Rumänien möchte ich das nicht eine Sekunde aushalten müssen.“

Eben jenen Perspektivwechsel in die Rolle eines Hundes hat der Herscheider nun vollzogen – fiktiv. Er hat eine Geschichte aus den Augen eines Vierbeiners zu Papier gebracht. Diese hat er integriert in einen Hunderatgeber. Über das nötige Fachwissen dazu verfügt er seit seiner Ausbildung zum Tierheilpraktiker. Bereits während der Unterrichtseinheiten habe er sich immer wieder ausführliche Notizen gemacht, die er nun dazu nutzt, um mit seinem Buch über das Vorbeugen, das Erkennen und das Heilen von Hundekrankheiten aufzuklären.

Entstanden sei ein „Sachroman“, mit dem er Hundebesitzer informieren, aber auch Leser auf das Thema Hundemorde aufmerksam machen möchte. Obendrein will der Herscheider mit diesem Buch Spendengelder ermöglichen – genau deswegen nahm Demmer-Benedetti Kontakt zu Brigitte Brühl auf, auf die er durch Berichte unserer Zeitung aufmerksam geworden war. Nach anfänglicher Skepsis („Ich kannte ihn ja nicht“) war die 56-Jährige schlichtweg überwältigt: Denn die Einnahmen aus dem Buchverkauf fließen vollumfänglich zu den Tierschutzorganisationen, die von der Herscheiderin seit einigen Jahren unterstützt werden.

Bei all den schlimmen Bildern aus Rumänien und den niederschmetternden Nachrichten aus den Tierheimen sei diese Aktion „ein Lichtblick“, freut sich Brigitte Brühl, die für das Buch sogar ein Vorwort verfasst hat und dem Autor für dessen Engagement sehr dankbar ist.

Das Duo gibt sich zwar keinen Illusionen hin, dass durch diese originelle Form der Spendensammlung große Geldbeträge zusammenkommen könnten. Das sei aber auch nicht das vorrangige Ziel. „Denn wenn wir nur einen Leser dazu bewegen können, einen Hund aus Rumänien aufzunehmen, dann hat sich der Aufwand doch schon gelohnt“, sagt Mario Demmer-Benedetti. Und Brigitte Brühl ergänzt, dass jede Hundeadoption zwei Tiere rette: „Den Hund, der ein neues Zuhause erhält, und einen anderen Hund, der den freigewordenen Platz im Tierheim einnimmt und von der Straße gerettet wird.“