SV Neuhof: Benefizspiel mit Borussia Mönchengladbach

2023-02-16 15:44:47 By : Mr. june yang

In und um Neuhof denken sie an jenen 27. April 1991 bis heute noch zurück. Da kam Bundesligist Borussia Mönchengladbach zu einem Freundschaftsspiel in die Kaligemeinde.

So freudig das Spiel an sich bis heute in Erinnerung bleibt, der eigentliche Anlass war schrecklich. Kurz zuvor war ein Familienvater aus Oberkalbach bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Es war ein glühender Fan der Borussia, weilte regelmäßig auf dem altehrwürdigen Bökelberg.

In und um Neuhof machte man sich indes Gedanken, wie man seiner Familie in der schweren Zeit unterstützend helfen konnte und setzte sich zusammen. Das Gremium bestand aus mehreren Personen. Mit dabei unter anderem Ewald Döppenschmidt, Siegbert Döppenschmidt und Ewald Staubach. So kam die Idee eines Benefizspiel auf.

Borussia Mönchengladbach wurde mit der Bitte um ein Freundschaftsspiel angeschrieben und reagierte prompt. Das Spiel wurde vereinbart. Die Kosten waren gering. Was heute nahezu unvorstellbar ist: Gladbach, das extra mit dem Bus vom Niederrhein angereist kam, bestand lediglich darauf, dass dem Tross ein Lunchpaket für die Heimreise kostenlos zusammengestellt wird. Mit dabei sein sollten ein paar Getränke, Äpfel, Birnen und belegte Käsebrötchen.

Als damals 19-Jähriger erlebte Christian Stanzel den Tag mit: „Ich bin ja selbst seit Kindesbeinen Gladbach-Fan und das war schon etwas Großes für uns alle. Den Tag vergisst du nie mehr.“ In den Blickpunkt schoss sich an diesem Tag besonders einer: Peter Wynhoff. Zu dieser Zeit erst 22 Jahre alt, saß der gebürtige Berliner zuvor meist nur auf der Bank. Nach seinen sechs Treffern war er aber plötzlich Stammspieler unter Trainer Gerd vom Bruch und schaffte es am Ende auf 240 Spiele im Borussen-Dress.

An Anekdoten erinnert sich Christian Stanzel noch an einige: So an die, als die Gladbacher Fans unter den 1800 Zuschauern lautstark „Uwe, Uwe“ riefen und damit ihren Keeper Uwe Kamps meinten. Neuhofs Torwart Diegmüller hieß aber auch mit Vorname Uwe und erlaubte sich einen Spaß. Als er von der Ersatzbank aufstand und freudig in die Ränge winkte, war das Gelächter groß.

Ebenfalls unvergessen war die Szene, als es Freistoß für Neuhof gab und sich Horst Pflug den Ball zurechtlegte. Als die Gladbacher eine Mauer bilden wollten, schickte Uwe Kamps die Spieler weg. „Die brauche ich nicht“, so Gladbachs Keeper. Was Pflug ärgerte: „Bitte macht eine Mauer. Das macht doch so keinen Spaß“, soll er zu Kamps gesagt haben. Pflug war für seine kraftvollen Freistöße in der Region damals bekannt.

Übrigens: Eigentlich war angedacht, dass die Gladbacher direkt nach Abpfiff die Heimreise antreten. Doch es kam anders: Der Bundesligist fühlte sich in Neuhof wohl und es dauerte über zwei Stunden, ehe sich der Tross in Bewegung setzte. Der ein oder andere Gladbacher Spieler soll sich in der Zeit heimlich an die Würstchenbude geschlichen haben, was für Bundesligaprofis verpönt war und bis heute ist.

Auswahl Neuhof (1. Halbzeit): Hans-Jürgen Müller; Siegbert Döppenschmidt, Happ, Ewald Döppenschmidt, Erhard Böhm (alle SG Oberkalbach), Roland Happ (SV Mittelkalbach), Arnold Faust (FC Niederkalbach), Christian Becker (SG Veitsteinbach), Harald Fey (SV Mittelkalbach), Ewald Staubach, Achim Simon (beide SV Neuhof), Helmut Schleicher (SV Uttrichshausen).

SV Neuhof (2. Halbzeit): Uwe Diegmüller (67. Markus Gilbert); Alexander Bär, Peter Eisenstein (67. Christian Stanzel), Frank Hillenbrand (67. Gunnar Möller), Michael Kress, Jochen Richter, Marco Wagner, Horst Pflug, Achim Sorg (67. Thorsten Auth), Jörg Herget, Markus Herget.

Borussia Mönchengladbach: Uwe Kamps; Thomas Kastenmaier, Michael Klinkert, Manfred Stefes (67. Martin Schneider), Frantisek Straka, Jörg Neun, Thomas Pfannkuch, Norbert Meier, Christian Hochstätter (67. Thomas Huschbeck), Peter Wynhoff (67. Thomas Eichin), Bachirou Salou.

Schiedsrichter: Gerhard Hohmann (Künzell).

Tore: 0:1 Jörg Neun (5.), 0:2 Bachirou Salou (10.), 0:3 Norbert Meier (12.), 0:4 Bachirou Salou (14.), 0:5, 0:6, 0:7, 0:8 alle Peter Wynhoff (18., 21., 23., 38.), 0:9 Norbert Meier (43.), 0:10 Peter Wynhoff (45.), 0:11 Jörg Neun (49.), 0:12 Peter Wynhoff (54.), 0:13 Norbert Meier ((56.), 0:14 Norbert Meier (64.), 0:15 Jörg Neun (86.).