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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Angehörige der bei dem amerikanischen Drohnenangriff Getöteten am 30. August in Kabul Bild: AFP
Im August sind bei einem amerikanischen Drohnenangriff in Kabul zehn Zivilisten getötet worden, darunter sieben Kinder. Doch eine Untersuchung kommt zu dem Schluss, er habe nicht gegen internationales Kriegsrecht verstoßen.
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Z ehn Zivilisten, darunter sieben Kinder, kamen bei dem amerikanischen Drohnenangriff in Kabul am 29. August ums Leben. Doch er soll nicht gegen das internationale Kriegsrecht verstoßen haben. Zu diesem Ergebnis ist eine Untersuchung gekommen, deren Ergebnisse am Mittwoch im amerikanischen Verteidigungsministerium präsentiert wurden. Die für den Angriff zuständigen Soldaten hätten sich keiner Vergehen schuldig gemacht, sagte der für die Untersuchung zuständige Generalleutnant Sami Said. Sie hätten allerdings Fehler bei der Interpretation dessen, was sie gesehen haben, gemacht. Die Soldaten seien davon ausgegangen, dass das beobachtete Fahrzeug eine Gefahr für die amerikanischen Streitkräfte darstelle. „Wenn man davon ausgeht, eine verdächtige Person zu sehen, nimmt man alles, was danach kommt, durch diese Linse wahr“, sagte Said.
Der Drohnenangriff erfolgte nur wenige Tage nachdem sich ein Attentäter des afghanischen Ablegers der Terrormiliz „Islamischer Staat“ am Hamid-Karzai-Flughafen in Kabul in die Luft gesprengt hatte. Dort hatten gerade viele Menschen darauf gewartet, aus dem Land gebracht zu werden, da die internationalen Truppen sich bis Ende August komplett aus Afghanistan zurückzogen. Bei dem Angriff riss der Selbstmordattentäter mehr als 170 Afghanen und 13 amerikanische Soldaten mit in den Tod. Danach gingen die amerikanischen Streitkräfte und Geheimdienste davon aus, dass der IS weitere Anschläge plante.
So gab es unter anderem den Hinweis, ein Attentäter sei mit einem weißen Toyota Corolla in der Stadt unterwegs. Das amerikanische Militär überwachte daraufhin acht Stunden lang ein Fahrzeug dieser Bauart unter dem Verdacht, es handle sich um ein mögliches Ziel. Fahrer des Wagens war jedoch Zamarai Ahmadi, Mitarbeiter einer amerikanischen Hilfsorganisation, der im Kofferraum des Wagens Wasserkanister transportierte, die den amerikanischen Beobachtern allerdings verdächtig vorkamen. Gänzlich bestätigt in ihrer Einschätzung, sie hätten es mit einem Attentäter zu tun, fühlten sie sich, als sie beobachteten, dass zwischen dem Fahrer des Wagens und einer weiteren Person eine Computertasche übergeben wurde. Eine ähnliche Tasche soll der Attentäter vom Kabuler Flughafen benutzt haben, um Sprengstoff zu transportieren. General Said sagte jedoch: „Wir können bestätigen, es handelte sich um eine Computertasche.“
Direkt nach dem Drohnenangriff hatte das Pentagon noch selbstbewusst vermeldet, es seien keine Zivilisten getötet, sondern ein potentieller Attentäter getroffen worden. Nach mehreren Medienberichten musste es seinen Fehler allerdings eingestehen. In einem vorläufigen Bericht im September sprach das Verteidigungsministerium von einem „tragischen Fehler“ und kündigte an, den Hinterbliebenen finanzielle Hilfe zukommen zu lassen. Außerdem arbeite es mit dem Außenministerium zusammen, um den Familien die Übersiedlung in die Vereinigten Staaten zu ermöglichen.
Auch General Said sprach am Mittwoch von einem Fehler, der jedem hätte passieren können. Auf den Überwachungsbildern seien zwar Kinder zu sehen gewesen. Diese hätten sich zwei Minuten, bevor die Hellfire-Rakete abgefeuert worden sei, in dem Zielgebiet aufgehalten. Zur Verteidigung der Soldaten führte er jedoch an, die Situation sei nicht offensichtlich gewesen. Man habe wissen müssen, dass die Kinder dort sind, und gezielt nach ihnen Ausschau halten. Disziplinarische Maßnahmen schlägt Said in seinem Bericht nicht vor. Das sei nicht seine Aufgabe, sagte er. Er werde den Bericht an die zuständigen Stellen im Central Command weiterleiten. Dort müsse über mögliche Folgen entschieden werden. Said benennt in dem Bericht jedoch mögliche Änderungen an dem Prozess, wie Drohnenangriffe durchgeführt werden, um zukünftige Fehler zu vermeiden.
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Die Reaktionen auf den Bericht in Washington waren zurückhaltend. Der Abgeordnete Adam Schiff, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses, sagte, er sei „nicht überzeugt“, dass der Bericht für „wirkliche Rechenschaft“ sorge. Dem Kongress muss die unzensierte Fassung allerdings erst noch vorgelegt werden.
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Im August sind bei einem amerikanischen Drohnenangriff in Kabul zehn Zivilisten getötet worden, darunter sieben Kinder. Doch eine Untersuchung kommt zu dem Schluss, er habe nicht gegen internationales Kriegsrecht verstoßen.
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